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5. April 2018

Mein eigenes Politeia-Gleichnis

Interessanterweise führen auch meine Vorstellungen zur Ordnung des Gemeinwesens, welche ich bereits vor gut zehn Jahren zu Papier und auch auf diesen Blog gebracht habe (siehe Vorläufiger Entwurf der künftigen Gesellschaftsform), zu einer Analogie zwischen den Teilen der Seele und den Teilen, aus welchen die Ordnung des Gemeinwesens besteht, und zwar wie folgt.

Wenn ich meine Ordnungsvorstellungen analysiere, so finde ich zunächst, daß ich der Meinung bin, daß
  • vorhandenes Informationsinteresse nicht gesteuert werden sollte,
mit anderen Worten also Wissen frei erschließbar sein sollte und die es Suchenden gegebenenfalls durch Vermittlung unterstützt werden sollten (vergleiche den vorigen Beitrag).

Dies entspricht dem Seelenteil der Vernunft (Sorge), deren Aufgabe darin besteht, die eigene Lage zu erfassen, was gemeinschaftlich zu befördern gerade durch Offenheit und uneigennützige Vermittlung erreicht wird, und in soweit die Gemeinschaft zu diesem Zweck Kataloge anlegt, bildet sie auch ein institutionelles Analogon der Vernunft.

Als zweites finde ich, daß ich der Meinung bin, daß
  • die Verfügung über materielle Ressourcen gesteuert werden sollte,
mit anderen Worten also die Nutzung von Rohstoffen, sowie die Errichtung und den Betrieb von Gemeinschaftseinrichtungen (etwa Werkstätte) betreffende Pflichten und Rechte durch eine mit dieser Aufgabe befaßte Verwaltung zu steuern ist.

Dies entspricht dem Seelenteil der Anschauung (Lust), deren Aufgabe darin besteht, aus den verfügbaren Nervenreizen ein geschlossenes Bild zu formen, auf welches sich der Verstand stützt, beziehungsweise allgemeiner verstanden aus den verfügbaren Einzelbestandteilen den Körper zu formen, was insbesondere hinsichtlich der Nahrungsgewinnung gemeinschaftlich zu befördern gerade durch die Steuerung der Verfügung über die materiellen Ressourcen erreicht wird, und wenn man die gemeinschaftlichen Einrichtungen als Körper der Gemeinschaft betrachtet, so zeigt sich die Analogie auch an ihm.

Ich plädiere freilich nicht uneingeschränkt für Planwirtschaft, sondern lediglich in den Bereichen, welche die gemeinschaftlich zu vereinbarenden Lebensgrundlagen sicherstellen, also die Erhaltung des physischen Leibes, sowie gegebenenfalls seine standardmäßige zusätzliche Ermächtigung (durch Gemeinschaftseinrichtungen).

Und als drittes finde ich, daß ich der Meinung bin, daß
  • die Gemeinschaft an den erschlossenen Informationen ihrer einzelnen Mitglieder gemeinschaftlich anteilnehmen sollte,
mit anderen Worten also eine politische Diskussion darüber stattfinden sollte, wie die gewonnenen Erkenntnisse der einzelnen Mitglieder für die Ordnung des Gemeinwesens nutzbar gemacht werden können, zu welchem Zweck sie selbstverständlich zunächst einmal öffentlich geteilt werden müssen.

Dies entspricht dem Seelenteil des Verstandes (Achtung), dessen Aufgabe darin besteht, alternative Handlungsweisen zu formulieren und zu bewerten, was gemeinschaftlich zu befördern, gerade durch die gemeinschaftliche Anteilnahme an den individuellen Erschließungen erreicht wird, wodurch einerseits die Gemeinschaft als ganzes Alternativen formuliert und bewertet und andererseits auch jedem einzelnen Mitglied neue Alternativen erschlossen werden.

Es zeigt sich also eine vollständige Analogie sowohl zwischen den Aufgaben der Seelenteile und den Aufgaben des Gemeinwesens zu deren Beförderung, als auch zwischen den Fakultäten der Seelenteile (Anschauung, Verstand und Vernunft) und den Institutionen der Gemeinschaft, welche mit dieser Beförderung befaßt sind, nämlich
  • Katalage als Vernunft der Gemeinschaft,
  • ein Innovationsforum als Verstand der Gemeinschaft und
  • eine ausstattungsbefaßte Verwaltung als Anschauung der Gemeinschaft.

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