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20. Oktober 2016

Weisheit

Philosophie ist die Liebe zur Klarheit, welche stets mit der doppelten Betrübtheit von Geist und Gemüt beginnt, um sich dann der Besinnung auf das Eigentliche folgend entlang neu zu einander in Beziehung gesetzten Begriffen zur Offenbarung der verspürten Wahrheit aufzumachen.

Sie unterscheidet sich dadurch von der Prophezeiung, daß sie keine Begebenheit, sondern einen Gedanken verspürt, und dadurch von der Mathematik, daß sie den gesuchten Gedanken nicht bloß sucht, sondern eben auch verspürt.

Freilich, auch in der Mathematik verspürt man manchmal, wie auch sonst im Alltag, einen Gedanken, welchen man mit Glück alsbald zu fassen kriegt, aber dieses Gespür gilt immer einer bestimmten Form, von welcher man dieses spürt, daß sie im nämlichen Falle zum Einsatz kommt, ganz so, wie wenn man spürt, daß man ein verlegtes Werkzeug brauchen wird.

In der Philosophie ist es hingegen so, daß die Form bekannt und unbekannt zugleich ist, bekannt in dem Sinne, daß unser Gefühl sie offensichtlich kennt, aber unbekannt, soweit es ihre deutliche Erfahrung betrifft: Sie liegt gewissermaßen in uns, um uns vor unseren Erfahrungen zu retten, indem sie uns den Weg durch jene weist.

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