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10. Dezember 2012

Depression und Sinnfindung

Ich möchte die doch recht partielle Betrachtung der Depression als evaluative Inkongruenz an dieser Stelle vervollständigen.

Bewußtsein bedeutet im eigentlichsten Sinne, die Angemessenheit der eigenen Existenz aufzufinden, Gewissen und Reue sind nur Aspekte dessen, und dennoch drückt sich im Begriff conscience mehr Einsicht in die Sache aus als im Begriff consciousness.

Aber in welchem Sinne empfindet sich Lust als unangemessen?

Der einzige Sinn, in welchem Lust das tut, ist der des Alters und der Schwäche oder, physikalisch gesehen, ein Zustand des allmählichen Verschwindens des Energiegradientens, also des Kitzels des Übergangs von einem Zustand der Energie in einen anderen.

Die Unangemessenheit des Ichs ist die Bedeutungslosigkeit, wie sie sich in Appetenzverhalten zeigt, Weben beim Elephanten, ADD beim Menschen.

Und die Unangemessenheit der Sorge schließlich ist Sinnlosigkeit.

Subjektiv erscheint es dabei natürlich so, als ob das Gewicht der Unangemessenheit desto größer wird, je verwickelter das Bewußtsein wird, aber gilt das auch objektiv?

Nun, ich denke schon, jedenfalls in dem Sinne, daß hier keine perspektivische Verzerrung vorliegt, denn auch wenn ich den Menschen aus der entferntesten Distanz betrachte, so bleibt er immer noch ein schwankendes, sich selbst verwerfendes Wesen, so unfähig, in einer Form zu verharren, wie die Flammen eines Lagerfeuers. Und wenn man nun die zähe Gesetzmäßigkeit daneben hällt, mit welcher Elektronen um Atomkerne kreisen, dabei nur über Äonen zerfallend, so erkennt man wohl den objektiven Unterschied.

In dem Maße, in welchem sich Bewußtsein verwickelt, erforscht es, und je mehr es erforscht, desto bestimmender wird die Auffindung der Angemessenheit seiner eigenen Existenz für es.

Depression bedeutet so gesehen ein tatsächliches Hinab gedrückt Werden, und zwar aus den Höhen der Verwicklung, den Abschwung der Seele nach verfehltem Tritt in der Bergwand der Sinnsuche.

Ob wir bei all dem mehr als Teile von Flammen sind, welche mal mehr und mal weniger hoch schlagen, bevor sie abreißen?

Nun, Gott alleine weiß, was er wie gebraucht, indes bleibt uns in jedem Fall die Einsicht in unser Wesen. Eine Einsicht, welche durch uns auch wieder in Gott einmündet, wenn wir sie sich nur in uns entfalten lassen. Und wieder ist es an der Zeit, den eigenen Ursprung aufzusuchen und die Gebote mitzunehmen, an welche man trotz allem glaubt.

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